Hemator hat mich darum gebeten, bei der Blogparade zum Thema Halloween mitzumachen. Obwohl ich ganz und gar kein Fan davon bin, Halloween in Deutschland zu feiern, fand ich manche Fragen doch so interessant, dass ich mich doch daran gesetzt habe und sie beantwortet habe.
1. Für die einen ist es ein blöder Ami-Brauch, für die anderen ein ernsthafter Feiertag: Wie ist deine Meinung zu Halloween?
Ich sehe das so: würde ich in den USA leben, würde ich vermutlich mitmachen und brav Süßigkeiten für die Kids bereitstellen. Ich finde auch Halloween-Episoden bei Serien immer äußerst unterhaltsam. In Amerika hat Halloween eine Tradition und seinen Hintergrund. Dass das immer mehr nach Deutschland schwappt, finde ich tatsächlich blöd. Da wird zu unüberlegt einfach etwas übernommen ohne überhaupt zu wissen, was dahinter steckt. Außerdem, hey, kann man damit prima Kohle machen und zweimal im Jahr Kostüme verkaufen. Wenn ich Kinder hätte, würde ich das vielleicht anders sehen, aber so lehne ich Halloween in Deutschland eher ab.
2. Feierst du Halloween und wenn ja, wie?
Nein – siehe 1.
3. Was ist dein Lieblingskostüm?
Ich verkleide mich weder an Fasching noch an Halloween.
4. Was war dein Kindheitsmonster?
Oh, da muss ich auf ein Monster zurückgreifen, dass mich eine Zeit lang wiederholt in meinen Träumen heimgesucht hat. Das war ein Mann, der ganz groß und dürr war und einen ganz winzigen Kopf hatte. Klingt jetzt nicht besonders erschreckend, aber er hat mich immer wieder verfolgt – ich musste immer vor ihm weglaufen oder mich verstecken. Ansonsten bin ich relativ behütet als Kind aufgewachsen und habe kaum Monster aus dem Fernsehen zu sehen bekommen. Oh, die grauen Herren aus „Momo‟ könnte ich vielleicht noch nennen. Und das Nichts in der „Unendlichen Geschichte‟.
5. Viele Leute schwören, nicht abergläubisch zu sein. Aber Hand auf’s Herz: Jeder glaubt doch irgendwie, Glück und Pech beeinflussen zu können. Welchem Aberglauben hängst du an?
Oh, obwohl ich jederzeit bestreiten würde, abergläubisch zu sein und ich es bescheuert finde, dass es in amerikanischen Hochhäusern keinen 13. Stock gibt, gibt es so ein paar Dinge, die ich – wohl auch aus Gewohnheit – tue: Wenn mich z. B. jemand fragt, ob es mir gesundheitlich wieder besser geht und ich dann sage, „Ja, die Erkältung ging total schnell weg!‟, dann klopfe ich meistens dreimal auf Holz (und wenn es mein Kopf ist 😉 ). Außerdem versuche ich mich daran zu erinnern, dass man auf den Wunsch „Toi-toi-toi‟ (etwa vor einem Auftritt) nicht „danke‟ sagt. Völliger Schwachsinn eigentlich.
6. Glaubst du an Geister?
Nein. Und selbst wenn es sie gäbe, wäre es eher ein beruhigender Gedanke, dass es sozusagen ein Leben nach dem Tod gibt. Ich stellte mir das dann eher so vor, dass die verstorbenen Angehörigen noch um uns herum sind und ein wohlmeinendes Auge auf uns haben.
7. Der Tod lauert überall… In welcher Situation ist dir mal der Gedanke gekommen: “Ich hätte gerade sterben können?”
Da möchte ich eine Geschichte erzählen, bei der sich mir heute noch das Herz zusammenzieht, wenn ich daran denke – allerdings weniger, weil ich hätte sterben können, sondern weil ich meine zwei Neffen und meine Nichte in Gefahr gebracht habe.
Ich war zu Hause bei meinen Eltern und meiner Schwester zu Besuch und wollte mit den drei Kids meiner Schwester etwas unternehmen. Ich hatte vor, mit dem Fahrrad zu einem nicht weit entfernten Bach fahren und dort mit ihnen etwas „fischen‟. Die beiden älteren fuhren schon selbst Fahrrad, der jüngste saß im Kindersitz auf meinem Rad. Auf dem Hinweg ging alles klar – es waren ja nur ein paar hundert Meter auf dem Fahrradweg entlang der Straße. Und dann mussten wir einmal die Straße kurz vor der Brücke über dem Bach überqueren. Kein Problem, man konnte beide Richtungen gut einsehen. Zur Information: mein Elternhaus ist das letzte Haus am Ort – es handelte sich also um die Landstraße kurz vor/nach dem Ortsschild. Wir spielten also etwas an diesem Bach – so wie ich das in meiner Kindheit oft getan hatte. Dann wollten wir wieder zurück und da wurde mir schlagartig klar, dass von dieser Seite aus nicht zu sehen war, ob ein Auto von links (der Ortseingang befand sich rechts) kam. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, denn auf der Straße wollte ich auch nicht fahren, denn sooo sicher waren die beiden älteren auf ihren Fahrräder auch noch nicht. Im Nachhinein ist mir klar, dass wir vielleicht die Räder in Grasstreifen neben der Straße hätten schieben können. Ich musste – so dachte ich auf jeden Fall – also mein Rad (und dem kleinsten) ein Stück in die Straße hineinschieben, um dann zu sehen, ob ein Auto kommt. Ich habe natürlich auch nach Fahrgeräuschen gelauscht und einen Moment genutzt, als ich dachte, nichts zu hören. So fuhren wir ein Stück rein – und ein von links kommendes Fahrzeug (die kommen da ja oft noch mit 100 Sachen an) hat eine Vollbremsung hingelegt. Nichts passiert, es kam rechtzeitig zum Stehen und ich habe die Kids beruhigt und sie nach Hause gebracht – wo ich dann mit Heulkrampf zusammengebrochen bin. Ich habe mir solche Vorwürfe gemacht, dass ich die drei Kinder in so eine Lebensgefahr gebracht hatte! Das ist jetzt wohl über 10 Jahre her, aber manchmal gibt es mir immer noch einen Stich, wenn ich an der Stelle vorbeifahre (, was ich jedesmal tue, wenn ich zu meinen Eltern und meiner Schwester fahre). Ich weiß auch nicht, wie ich damit hätte leben können, wenn den Kids da was passiert wäre… 😦
8. In unserer heutigen Zeit wird der Tod gerne ausgeblendet. Wie gehst du persönlich damit um?
Puh, schwere Frage. Ich glaube, ich verdränge ihn auch lieber. Wobei ich den Tod an sich nicht so furchterregend finde – das Sterben ist das, was mir schon manchmal Angst macht. Und wenn man sieht, wie viele im Alter dement werden, stellt sich mir schon manchmal die Frage, ob es da nicht besser ist, nicht so alt zu werden. Meine Eltern (77 und 79) sind zwar gesundheitlich (und geistig) noch sehr fit, aber mir ist durchaus bewusst, dass ich mich damit auseinandersetzen muss, dass es sie irgendwann in absehbarer Zeit nicht mehr geben wird.
9. Ich lege dir 1000 Euro in bar auf den Tisch und einen Zettel, auf dem steht “Hiermit verkaufe ich dem Besitzer dieses Vertrags meine Seele”. Würdest du das Geld nehmen und ihn unterschreiben?
Nein. Das könnten auch 1 Million sein. Ist zwar ein komischer Vergleich, aber trotzdem auch irgendwie ähnlich: ich arbeite an einer Privatschule in evangelischer Trägerschaft. Da ich katholisch bin, kann ich nicht bei der evangelischen Kirche verbeamtet werden. Ein Kollege hat deswegen seine Konfession gewechselt und profitiert nun von den Vorteilen des Beamtenstatus. Ich würde – auch wenn ich beileibe kein „guter Katholik‟ bin und vieles an der katholischen Kirche kritisiere – das als einen Verrat ansehen, wenn ich aus rein finanziellen Gründen die Konfession wechseln würde.
Eigentlich soll ich jetzt nun weitere Personen nominieren, aber ich mache es einfach so: Jeder, der diese Fragen interessant findet, kann gerne dazu einen Artikel verfassen! 🙂
Wer weiß, vielleicht sind die Seelen der Verstorbenen noch um uns herum.
Ich glaube nicht immer daran, finde die Vorstellung aber sehr tröstlich!
Du glaubst nur ab und an daran?
Ja, das klingt komisch, ich weiß. Ich bin halt eine Art agnostische Katholikin. Manchmal meine ich, eine Art von göttlicher Präsenz zu spüren (das würde den Glauben, dass die Seelen der Verstorbenen weiterleben, unterstützen), und dann denke ich wieder, dass Religion doch nur von Menschen erfunden wurde. Ich bin da eben unentschlossen, schließe im Grunde genommen weder das eine noch das andere aus.
Agnostische Katholikin… ist das nicht ein Widerspruch in sich? 😉
Ich bin Agnostiker. Ich glaube nicht an Gott und die bibelgeschichten aber ich weiß, da draußen gibt es etwas.
Mir ist schon klar, dass es „offiziell“ keine agnostischen Katholiken gibt. 😉 Ich bin halt in der kath. Kirche aufgewachsen und mache auch immer noch mit einer Band Musik in Gottesdiensten. Trotzdem bin ich mir meines Glaubens an einen Gott halt nicht mehr sicher.
Ich weiß schon, worauf du hinaus wolltest. Immerhin sagst du ja Agnostikerin und nicht Atheistin 😉
Das sag nur nicht dem Priester… nachher dürft ihr nicht mehr spielen 😉
Auch sehr schöne Antworten hier. Die Fahrrad-Geschichte ist wirklich so etwas, das man wohl nicht vergisst. Ebenso großer, dürrer Mann mit kleinem Kopf, das finde ich sogar jetzt beim Lesen EXTREM gruselig. Halloween eben… 😉
Siehste, als ich diesen Mann aus meinem Albtraum beschrieben habe, hatte ich eher das Gefühl, dass das gar nicht rüberkommt… Aber ich hab dieses Bild tatsächlich immer noch vor Augen, obwohl ich bestimmt vor 25-30 Jahren das letzte Mal von ihm geträumt habe. Schon irre, was sich so ins Hirn einbrennt…
Zu 9.
Aber der einzige Grund, den Vertrag nicht zu unterschrieben ist doch, dass man insgeheim an irgendeine Wirksamkeit glaubt. DAS wäre aber doch Aberglauben, und das ist total unchristlich! 😉 Die Analogie des „Verrats“ durch Wechseln der Religion trifft also auf das Ablehnen des Vertrages zu…
(Verdammt, ich hätte Anwalt werden sollen.)