The Master (Paul Thomas Anderson, 2012)

Ich schaue mir ja gerne die Bewertungen von Filmen auf imdb („User“, d.h. „normale Kinogänger“) und Metacritic („Critic reviews“, d.h. Filmkritiken von Journalisten und „User reviews“) an, bevor und/oder nachdem ich den Film gesehen habe. Häufig ist es so, dass die „Normalos“ mehr Punkte vergeben als die Kritiker. Und dann gibt es noch die Filme, die von den Kritikern höchste Bewertungen bekommen, während die User deutlich kritischer sind. „The Master“ gehört zu letzterer Kategorie:

  • Metascore (das ist der Durchschnitt der Bewertung, die die professionellen (vorwiegend amerikanischen) Kritiker abgegeben haben): 86 (von 100).
  • User Score auf Metacritic: 6,8 (von 10)
  • imdb-User-Rating: 7,2 (von 10)

Ich muss mich da den kritischeren Kinogängern anschließen: mich hat der Film trotz der großartigen schauspielerischen Leistungen von Joaquin Phoenix (, der ENDLICH wieder aus der Versenkung aufgetaucht ist) und Philip Seymour Hoffman (, der einfach IMMER gut ist) und der vagen Anspielungen auf den Scientology-Gründer L. Ron Hubbard gänzlich kalt gelassen und bei mir ein „Ja, und was soll uns das jetzt sagen?“-Gefühl erzeugt.

Mag sein, dass der Film brilliant gefilmt ist (auf 65mm). Mag sein, dass die Auswahl der Musik sehr unkonventionell ist. Mag sein, dass Paul Thomas Anderson ein herausragender Regisseur und Autor ist, der uns solch besondere Filme wie „Magnolia“ (1999) und „Punch-Drunk Love“ (2002) beschert hat. Mag sein, dass der Film an manchen Stellen absichtlich undurchsichtig („opaque“) bleibt, wie Kenneth Turan in der Los Angeles Times schreibt (http://articles.latimes.com/2012/sep/13/entertainment/la-et-mn-the-master-20120914). Mag sein, dass das alles – zusammen mit den herausragenden Schauspielern – den Film zu einem der „wagemutigsten“ amerikanischen Filme von 2012 macht:

With potent performers and poetic visuals, Anderson has made the boldest American picture of the year. Its strangeness can be hard to process, but this is a shattering study of the impossibility of recovering the past.

http://www.totalfilm.com/reviews/cinema/the-master-1

Was dem Film aber – aus meiner Sicht – fehlt, ist, die Möglichkeit, sich mit irgendeinem Charakter zu identifizieren. Dazu taugt leider auch Freddie (Phoenix) nicht, der zwar zu bedauern wäre ob seines Traumas, das er durch den Krieg (Zweiter Weltkrieg, Pazifik) davon getragen hat, der aber durch seine Alkoholsucht und Wutausbrüche auch nicht viel als Sympathieträger hermacht.

Worum geht es eigentlich? Freddie stolpert – besoffen und auf der Flucht nach einigen misslungenen Jobs – irgendwie auf ein Schiff, das der „Master“ (Hoffman) mit seiner Bewegung „The Cause“ in Beschlag genommen hat. Mit dabei unter anderem seine zweite (junge, schwangere) Frau (Amy Adams), seine Tochter aus erster Ehe mit Bräutigam und etliche Anhänger mehr. Der Master versucht nun Freddie auf den „rechten Weg“ zu führen, mit eher weniger Erfolg. Letztlich geht es eigentlich nur um die Beziehung, die zwischen diesen beiden Männern entsteht (nein, keine Liebesbeziehung, auch wenn man das z. Tl. vielleicht so hinein interpretieren könnte). Der Rest ist irgendwie nur Staffage, Amy Adams‘ seltene starke Auftritte (u.a. eine Szene, in dem sie ihrem Mann, dem Master, ein Versprechen abringt, während sie ihm einen runterholt) passten für mich irgendwie nicht organisch rein. Die Methoden von The Cause (inkl. „Rückführungen“ in vergangene Leben) waren schon recht befremdlich, aber nicht auf eine Art und Weise, die bei mir Schaudern ausgelöst hätte. Und das Ende war recht zweideutig, was ja in meinen Augen nicht immer etwas Schlechtes sein muss, aber ich konnte mir da letztlich nicht wirklich irgendwas Sinnvolles rausholen.

Ich stelle mich zwischen die beiden Pole und gebe 5 von 10 Punkten.


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